Schreyhals 24
27. MÄRZ 2010, FC Sion – FC BASEL
Vom Binggis zum Nationalspieler
Shaqiri, Aratore, Schürpf, Unal – die Liste ist lang. Der FC Basel setzt immer mehr auf ganz junge Spieler. Dies ist die Folge von gezielter und harter Arbeit im Nachwuchs. Man darf sich bereits fragen, welcher Spieler als nächstes einen Profi-Vertrag unterschreiben wird …
Xherdan Shaqiri ist derzeit der Mann der Stunde beim FCB. Mit seiner unbekümmerten Art und Weise, wie er auf dem Platz steht und spielt, überzeugt er nicht nur Fans und Trainer, nein, sogar zum Aufgebot in die Nationalelf hat es schon gereicht. Das erste Spiel in der Nationalmannschaft hat er bereits hinter sich. Das können nicht viele Spieler von sich behaupten, vor allem nicht erst 18-jährige. Genau deshalb ist er ein Musterbeispiel dafür, was der FCB mit seinen Junioren in den letzten Jahren alles erreichte und noch erreichen will. Denn er ist bei weitem nicht der einzige, welcher im Profi-Betrieb Fuss fasste oder sich in einer ausländischen Liga durchsetzte. Schon ein Ivan Rakitic oder ein Philip Degen durchliefen einige Stufen der Basler Juniorenabteilung und wurden später, für eine grosse Stange Geld, ins Ausland transferiert. Dies ist für den Club ein extrem wichtiger Faktor in Sachen Budgetausgleich. Man ist unterdessen schon auf diese Transfer-Einnahmen angewiesen, um Ende Jahr keine roten Zahlen präsentieren zu müssen.
Ganz kleine ganz gross
«Früh übt sich, wer ein Meister werden will» – Genau diese Worte sollte sich ein junger Spieler zu Herzen nehmen, wenn er eine grosse Zukunft anstrebt. Umsetzen kann er dies eigentlich nur auf dem Platz. Durch trainieren, trainieren und nochmals trainieren. Dies wird beim FCB schon in den tiefsten Altersklassen praktiziert. Man ist daran interessiert den jungen Spielern ein möglichst hochstehendes und leistungsbezogenes Training zu bieten, um sie dadurch so früh wie möglich auf die Zukunft vorzubereiten.
Der FC Basel stellt in dieser Saison über zehn Juniorenteams. Von der U9 bis zur U21 ist in allen Altersklassen eine oder mehrere Mannschaften vertreten. Es beginnt also alles während der Primarschulzeit, wo der heilige Pausenhof eine wichtige Rolle im Fussballerleben spielt. Es kann sich sicher noch jeder an die Spiele erinnern, Klasse gegen Klasse, man erzielt das wichtige Siegestor und jubelt danach mit den Kameraden in den Gängen und im Schulzimmer. So ähnlich geht es wohl bei der U9 zu und her. Dort kann man eigentlich noch nicht von normalem Spielbetrieb sprechen. In diesem Alter ist an Taktik noch nicht zu denken. Eher liegt der Schwerpunkt beim regelmässigen Trainingsbesuch. So muss sich ein Knirps schon viermal pro Woche die Schnürsenkel binden. Ähnlich sind die Bedingungen eine Stufe weiter oben bei den U10 Junioren. Von Jahr zu Jahr werden die Anforderungen höher, die Trainings intensiver. In dieser Kategorie überlegen sich Einige, ob sie diesen Aufwand noch treiben wollen. Denn alleine von Plausch kann man hier nicht mehr sprechen. Ein Blick auf die Resultate unterstreicht diese Aussage. Im regionalen Vergleich ist gegen die Zehnjährigen kein Kraut gewachsen.
Pace wird erhöht
Bei der U11 wird auch noch auf dem kleineren Feld gespielt. So kann es oft vorkommen, dass zusammengezählt 10–15 Tore in einem Spiel fallen. Die U11-Mannschaft beweist, dass sogar noch mehr möglich ist und gewinnt fünf der neun Spiele in der Vorrunde der aktuellen Saison mit fünfzehn erzielten Treffern. Also auch hier ist das Team in der Region die Nummer 1.
Eine Altersklasse weiter oben trifft man einmal mehr das genau gleiche Bild an. Die U12-Mannschaft des FC Basel hat in dieser Saison 33 von möglichen 33 Punkten geholt. Eine makellose Bilanz. Dort wird mit neun Spielern gespielt. Dies lässt mehr Möglichkeiten zu das Team einzustellen. So langsam aber sicher sind deutliche Anzeichen von eingelernter Taktik zu sehen.
Der nächste Schritt führt den Junior in die U13. Von nun an wird auf dem Platz elf gegen elf gespielt. Neue Positionen und neue Spielweisen müssen in der Saisonpause einstudiert werden. Dies verlangt den Spielern einiges mehr an Kondition, Kraft und Spielverständnis ab. Denn auch das Feld ist grösser geworden. All dies hat bei der aktuellen Ausgabe der U13 bestens funktioniert. Denn auch hier dominiert die FCB-Elf ihre regionalen Gegner über weite Strecken.
Auch interregional top
Neu heissen die Gegner Zürich und St. Gallen. Solche Auswärtsreisen nimmt die U14 in Angriff. Und wieder einmal ist ein FCB-Team an erster Stelle in der Meisterschaft. Von Erfolgsdruck kann eigentlich noch nicht gesprochen werden, aber als Meister der letzten Saison sind die Ansprüche automatisch hoch.
Unterdessen sind auch einige auswärtige Spieler im Team integriert. Der FCB hilft in solchen Fällen weiter, indem er jungen Spielern eine Unterkunft anbietet und Schulunterricht organisiert. So ist man über die Woche in Basel und ist gut versorgt. Diese Möglichkeiten dienen dem FCB dazu, auswärtige Junioren an sich zu binden.
Meist werden diese von Spähern und Trainern bei Spielen gegen den FCB entdeckt. Danach kann es ziemlich schnell gehen, wie das Beispiel Shaqiri zeigt. Man fragt bei den Eltern und bei dem Spieler selbst nach, ob er zum FCB wechseln möchte und erhält eine negative oder eben positive Antwort. Das folgende Probetraining soll Aufschluss geben, ob der Spieler ins Team passt und bereit ist, einen neuen Karriereweg einzuschlagen.
Die Finalrunde des Nike-Premier-Cup in Dänemark als Ziel. Sich mit den besten Mannschaften von Europa zu messen. Die Rede ist von der U15 des FCB. Da das nationale Finalturnier (24. April) in Basel stattfindet, erhielt das Team ein Freilos und musste sich nicht dafür qualifizieren. Bei diesem Turnier wird nur dem Sieger die Reise nach Dänemark ermöglicht. Dies ist eine gute Möglichkeit die Farben des Vereins in Europa weiter bekanntzumachen. In der Meisterschaft steht das Team von Marco Otero nach Saisonhälfte auf dem guten dritten Rang.
Für die Weiterbildung im körperlichen und im mentalen Bereich wird fast täglich trainiert. Dies beansprucht auch bei Leistungsschwankungen grossen Ehrgeiz sowie Durchhaltewille während der Saison.
Vorentscheidung
Der FCB legt Wert darauf, seinem Nachwuchs den richtigen Mix von Respekt, Aggressivität und Fairness weiterzugeben. So wird zum Beispiel jeder Trainer gesiezt. Voller Einsatz ist logischerweise selbstverständlich, will man die nächste Hürde nehmen. Jene führt den Spieler in die U16. Ein wichtiges und vorentscheidendes Jahr in Sachen Zukunft und Fussballkarriere. Denn die nächste Selektionierung sagt einiges aus.
Ist der Spieler nach dem Jahr in der U16 spielerisch gut und physisch fit, kommt er in die U18. Entspricht sein Können nicht diesen Anforderungen, geht er in die U17.
Die Tabelle spricht eine deutliche Sprache. Momentan belegt der FCB nach 13 von 22 Spielen Platz 1. Jedoch nur aufgrund des besseren Torverhältnisses. Im Rennen um den Titel spielt noch der FCZ mit. Das bald folgende Aufeinandertreffen beider Mannschaften dürfte entscheidenden Charakter haben, denn weitere Konkurrenten gibt es nicht. Im Hinspiel trennten sich die Rivalen 3:3. Werner Mogg’s Spieler müssen sich zugleich um andere wichtige Dinge kümmern, wie Schule oder Lehre. Denn langsam aber sicher kommt der Zeitpunkt, wo Prioritäten gesetzt werden müssen.
Allein auf den Fussball zu setzen, ist immer mit Risiken behaftet. Eine Erfolgsgarantie gibt es nämlich nicht. Aber wer will den Fussball für die Schule in den Hintergrund setzen, wenn man schon so weit gekommen ist?
Die schon erwähnte U17 spielt in Basel unter dem Namen Team Basel/Jura und vertritt deshalb nicht nur die Stadt selbst, sondern auch die Region Nordwestschweiz. Auch hier kann die momentan sehr erfolgreiche Saison erwähnt werden. Das Team belegt nach zwei Drittel der Meisterschaft deutlich den 1. Platz.
Weltmeister im Team
Granit Xhaka, Kofi Nimeley, Robin Vecchi und Roman Buess sind Namen, die letzten Herbst in aller Munde waren. An der U17-Weltmeisterschaft in Nigeria rang die Schweizer Nationalmannschaft ein Team nach dem anderen nieder. Schlussendlich gewann die Schweiz gegen Nigeria den Final und wurde Weltmeister. Die Basler Exponenten hatten auch ihren Anteil zu diesem riesigen Erfolg geleistet. Ihr Marktwert ist dementsprechend gestiegen. Thorsten Fink hat dies natürlich nicht übersehen und hat Xhaka in das 1. Team berufen. Es wird nicht mehr viel Wasser durch die Mittlere Brücke fliessen, bis er zum ersten Mal in der Meisterschaft für Rotblau aufläuft.
Genau diese Weltmeister schmücken die U18 von Remo Gaugler. Die besten 16- und 17-Jährigen lassen den Ball wiederum erfolgreich zirkulieren. Sie haben bereits 6 Punkte Abstand auf den 2. Platz. Die Ausgangslage für diese Spieler ist vielversprechend. Sie stehen z.T. schon auf der Kaderliste der ersten Mannschaft oder nehmen die U21 ins Visier. Von Spielern wie Darko Jevtic, der 2008 beim Nike-Cup zum besten Spieler erkoren wurde, wird man ganz sicher noch hören.