Schreyhals 11

Schreyhals 11

Samstag, 13.05.2006, FC Basel 1893 – FC Zürich

Es gibt nur einen Fc Basel

Angefangen hat es, oder sagen wir, ich begann es zu erahnen, als ich mit Kollegen nach dem Spiel in der Gartenbeiz sass, oder war es vor dem Spiel? Ich bin mir nicht sicher. Ist aber auch egal, wir sassen da und ich habe etwas gesagt, etwas das nicht zu dem gehörte, was ich sonst so sage und alle haben es gemerkt, meine Kollegen und ich auch. Ich weiss nur noch, wie ich die Hände verwarf und dann entsetzt meinen Kopf hielt.

Es fühlte sich an wie ein heftiges Niessen, und man wünscht sich Gesundheit, in der Hoffnung, dass man nicht krank wird. Doch alles hatte sich verändert.

Wenn ich spazieren ging, merkte ich, wie meine Schritte immer länger wurden und wie ich mit den Armen dazu pendelte, als wären sie der eigentliche Motor meines Gangs, gleich den Segeln einer Windmühle. Als mir jemand sagte, ich ginge wie Majstorovic, dämmerte es mir, was mit mir geschah.

Und dann kam noch mein Chef und meinte, dass er meinen neuen Schwung bei der Arbeit lobe, dass ich verbissener zur Sache ginge als früher und auch alles richtig mache, aber leider nur solange alles gut läuft, und wenn mal etwas nicht so läuft, wie ich mir das vorstelle, sei ich zu träge, um darum zu kämpfen. Ausserdem habe er den Eindruck, dass ich manchmal Angst vor dem Geschäftsabschluss hätte.
Alles um mich hatte sich verändert und vor allem ich hatte mich verändert, ich brauchte professionelle Hilfe, also ging ich zu einem Psychiater, um ihm die Veränderungen in meinem Leben und in mir zu schildern.

Ich erzählte ihm, was mir bisher widerfahren war, ich erzählte ihm von den Degen-, Petric-, Stereo- Situationen und wie ich manchmal das Gefühl habe die ganze Nation zu spalten, so wie Zubi. Ich erzählte, wie manchmal Leute auf mich zukommen, und sich ein kleines Gespräch ergibt, meist über Fussball und mir gefällt die Offenheit. Aber manchmal spüre ich auch, wie als wäre eine Wand zwischen mir und den anderen, „verstehen sie“, sagte ich zum Psychiater, „etwa so wie es Ergic im Interview im Schreyhals beschreibt“. Doch der Psychiater kannte den Schreyhals nicht.

Oder ich erklärte dem Psychiater, dass mein Verhältnis zu meinem Bruder so ist, wie das zwischen Zanni und Degen, dass er seine Freiheiten nur hat, weil ich ihm den Rücken freihalte, dabei unheimlich taktieren muss, geradezu pokern und immer mal wieder schlecht dabei aussehe, wegen ihm, nur um ihn zu decken, was in mir zugleich Stolz und Wut auslöst.

Und wie ich das nun alles meinem Psychiater erzählte, sagte der, dass ich eine gespaltene Persönlichkeit hätte. Mir wäre doch sicher der Begriff Schizophrenie bekannt. Nur bei mir handle es sich um eine besondere Form, bei der sich die Persönlichkeitsspaltung auf mehrere Charaktere verteilt, dass ich innerlich zerrissen sei, ausgelöst von verschiedenen Personen, die in meinem Leben wichtig sind und Einzug in meine Psyche erhalten haben, was sich an den verschiedenen Persönlichkeitsmustern zeigt, die ich übernommen habe und die meine eigene Entwicklung hemmten. Obenauf gab er mir den gut gemeinten Ratschlag mich weniger diesen Personen zu widmen und an keine Spiele mehr zu gehen.
Ich sagte nur „was denn?!“ und ging.

Endlich war alles klar, mein Psychiater ist ein Dreckszürcher und hat per Definition keine Ahnung. Natürlich bin ich nicht schizophren, denn ich habe nur eine Leidenschaft und nur ein Herz, nur für den Fc Basel