Schreyhals 2
Samstag, 16.10.2004, FC Basel 1893 – Servette Genf
Der Fussballfan als Datenschleuder?
Jean-Jacques Britzgi (47) freute sich auf das Spiel, welches an diesem Abend statt finden sollte ausserordendlich. Der passionierte Modellflugzeugflieger, Schachspieler und Fussballfan ist seit vielen Jahren Stammgast im Joggeli und hat schon lange eine Saisonkarte. Dadurch ist dem FCB sein Name und Adresse bekannt. Er staunte nicht schlecht, als die nette Ticketverkäuferin ihn nach seinem Namen und Adresse fragte «Junges Fräulein, ich bin glücklich verheiratet und habe drei Kinder“ gab er zur Antwort und lächelte verlegen, als ihm die Dame zu verstehen gab, dass es für den Erwerb der Eintrittskarte zwingend notwendig sei, seinen Namen und seine Adresse anzugeben. Aha. Der FC Basel liess durch seine Schalterangestellten verlauten, dass man aus Sicherheitsgründen diese Angaben brauche. Ausserdem könne man ein verlorenes Ticket so leichter ersetzen!
Ob sich die Menschen sicherer fühlen, wenn sie überall gefilmt und überwacht werden, sei mal dahingestellt.
Neben einem erheblichen Mehraufwand für Käufer und Verkäufer beim Ticketkauf fragten sich viele Fans, was für einen Sinn diese Aktion hatte. Bereits wer seine Karten für das Auswärtsspiel in Thun beim FCB bezog, musste seine Daten hinterlegen – egal ob man nur für sich, für eine ganze Gruppe oder für jemand anderen Tickets kaufte. Die Frage sei erlaubt, wozu unser geliebter FCB die Daten seiner Fans sammelt. Die Sicherheitsbedenken beim Spiel gegen Grozy waren wohl etwas übertrieben. Und was will man mit einer Liste von Namen, welche eine oder mehrere Eintrittskarten für dieses Spiel kauften und nicht überprüft worden sind, anfangen? Oder glaubt man beim FCB tatsächlich, dass ein gesuchter Terrorist, ein Verbrecher oder auch nur jemand, der mit einem Stadionverbot belegt wurde, an den Schalter gehe, seinen Namen nennt und ein Ticket kaufen will? Da der FCB nicht der eine Grossverteiler mit dem orangen M ist, noch der welcher seine Preise nicht auf seine Waren aufdruckt, sollte ihm bekannt sein, was seine «Kunden» wünschen.
Fussball zu erschwinglichen Preisen, das Erlebnis FCB geniessen und zufrieden nach Hause gehen, also auch eine Art Kundenbefragung würde keinen Sinn ergeben, wie auch die Sammlung der «Kundendaten». Die Fans (eigentlich alle Menschen die ich kenne) schätzen es im übrigen nicht sonderlich überwacht zu werden, auch wenn dies ihrer Sicherheit diene. Da gab es doch in der Schweiz mal was, Fichenskandal nannte man es…. soll es denn nochmals so weit kommen? Sicherheit, ein Wort welches seit dem 11. September 2001 unheimlich an Bedeutung gewonnen hat, kann offenbar jegliches Verhalten rechtfertigen. Ob sich die Menschen sicherer fühlen, wenn sie überall gefilmt und überwacht werden, sei mal dahingestellt. Ist das Stadion zu so einem so unsicheren Ort verkommen, dass man dort um Leib und Leben fürchten muss? Wohl kaum, denn sonst würden nicht Woche für Woche gegen 30‘000 Personen an diesen Ort pilgern (ausser der Gegner heisst Terek Grozny oder kommt sonst irgendwie aus dem Nordwestkaukasus oder Mostindien) Wird damit den Leuten nur Angst gemacht oder nutzt der FCB den Wert dieser Daten einfach auf eine andere Art aus? In diesem Zusammenhang wäre es vielleicht sinnvoll, dem FCB einige kritische Fragen zu stellen. Schön wäre es auch, wenn man darauf zu gegebener Zeit eine Antwort erhalten würde! Wir sagen sicher jetzt schon Danke!