Schreyhals 8

Schreyhals 8

Donnerstag, 20.10.2005, FC Basel 1893 – RC Strasbourg

Kommentar zur Repression

Fast ein Jahr nach Alttsettn ist man uns immer noch zahlreiche Antwonen schuldig. Vor Allem die des Warums und «Was hat das Ganze eigentlich gebracht?» Investiert die Stadtpolizei lieber sagen wir ca. 600 000 Franken in eine aufwendige dafür aber spektakuläre Polizeiaktion wie in Altstetten oder etwa 80 000 Franken in zB Sozialarbeit oder ein Fanprojekt? Geht es in der ganzen Sache etwa um etwas ganz Anderes? Wollen sich Politiker mit solchen Aktionen profilieren? Will man «störende Elemente» (Fans auf Stehplätzen bringen weniger Geld … ) aus den Stadien vertreiben? Will man den Fussball klinisch säubern und einem neuen Zuschauersegment schmackhaft machen? So wie es in England geschehen ist?
Erschreckend ist, wie man hier zu lande mit den Grundrechten von Fussballfans umgeht. Knapp 15 Jahre nach dem grossen Fichenskandal wird eine neue staatliche Überwachung aufgebaut. Viele Politiker haben das wohl bereits wieder vergessen, arbeiten bereits an einem neuen Schnüffelstaat.
Grundsätzlich muss sich das Bewusstsein in einigen Köpfen ändern! Fussballfans dürfen nicht nur als Gefährdung für die öffentliche Sicherheit wahrgenommen werden. Die Polizisten müssen sich ihrer Pflicht bewusst werden und mögliche Verdächtige nicht wie Freiwild behandeln. Sie müssen sich bewusst werden, dass Schlagstock und Gummischrot ihre Verteidigungswaffen sind und nicht Allzweckmittel zur Demonstration totaler Staatsmacht gegen womöglich Verdächtige. Man bekommt als Fan den Eindruck, dass solche Einsätze für Polizisten eine willkommene Abwechslung in ihrem Job seien.
Die Politik muss lernen mit dem Phänomen umzugehen und bessere Lösungen als Repression pur anbieten. Fanprojekte und Sozialarbeit bringen auf die Dauer mehr, besonders, wenn man will dass Jugendliche eine Art Respekt vor den Beamten haben. Oder ist es ein Wunder, wenn man nach Aussagen wie «Halt die Fresse, du Basler Sau?» jeglichen Respekt gegenüber Beamten verliert.
Und aufhören muss auch die Willkür von Polizei und Sicherheitspersonal. Mit dem neuen Hooligangesetz kann jeder Fan relativ schnell und ohne Beweislast in die Datenbank verfrachtet werden. Was das zur Folge hat, dürfte klar sein!
Vergesst nicht, dass Fussballfans auch Menschen sind die Rechte haben! Es ist klar, dass es schon viele üble Szenen gegeben hat, von den Toten von Heysel und Daniel Nivel ganz zu schweigen! Doch müsste mal wieder erwähnt werden, dass auch Fussballfans vor dem Gesetz gleich sind. Auch für Fussballfans haben Grundrechte und Unschuldsvermutung zu gelten. Letzte Frage: Wieviele der 400 in Alstetten Verhafteten bösen Höligens sind bis heute verurteilt oder in ein strafrechtliches Verfahren verwickelt?